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Silent Yells -
28.05.2002 -
Heute möchte ich endlich eine Idee realisieren, die ich schon eine ganze Weile in meinem Psychoschädel hatte. Bedingt durch meine frühere Moderatorentätigkeit in einem Diskussionsforum habe ich die Rückmeldung bekommen, daß es scheinbar Menschen gibt, die gerne an meinen Gedanken und Gefühlen teilhaben. Da ich schon länger nicht mehr im Forum schreibe und durch meine künftige berufliche Veränderung die Zeit des Austausches immer knapper wird, möchte ich auf dieser Seite demnächst niederschreiben, was sich so bei mir tut. Das können Ereignisse sein -
29.05.2002 -
Heute habe ich über mich nachgedacht. Über mein Wirken im Internet, über meine Einstellung zu Menschen und über Freundschaft. Auslöser war ein Brief einer lieben Freundin aus dem Netz, den ich heute postalisch erhalten habe. Darin beschreibt sie mich als einen liebenswerten Menschen, dessen Freundschaft ihr sehr wertvoll ist. Es hat mich gefreut und beschämt. Es entspricht so gar nicht meinem eigenen Bild, das ich von mir habe. Diejenigen aus dem Chat, die mich schon länger kennen, wissen um meine mangelnde Fähigkeit, mich selbst zu mögen. Viele von ihnen haben mir in der Vergangenheit ähnliche Rückmeldungen gegeben und dafür auch nur Unverständnis geerntet. Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Wahrnehmung aus den verschiedenen Blickwinkeln ist. Ich bin und war eigentlich immer der Meinung, nicht „freundschaftstauglich“ zu sein. Die wenigsten wissen, dass ich real überhaupt nicht dem Bild entspreche, das ich im Netz transportiere. In meinem „realen“ Leben habe ich mich schon sehr frühzeitig von den Menschen zurückgezogen, habe weder ihre Nähe gesucht noch zugelassen, dass sie mir zu nahe kommen. Es gab in meinem Umfeld immer Menschen, die mir nahe sein, mir Freund sein wollten. Das habe ich immer abgeblockt. Jeder Kontakt ging von den anderen aus – ich habe lediglich reagiert. Häufig wurde ich mit dem Vorwurf konfrontiert, mich nicht zu melden. Das tat ich sehr bewusst. Es hat mir immer schon Angst gemacht, wenn mir jemand zu nah stand. Die einzige Ausnahme war meine jeweilige Freundin, sie war immer schon der einzige Mensch, der mir nicht nah genug sein konnte. Der Grund für meine abweisende Haltung liegt in dem Bild, das ich von Menschen generell habe. Ich habe Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen erlebt, habe mich mein Leben lang für zwischenmenschliche Beziehungen interessiert. Nie hatte ich das Gefühl, einem Menschen rückhaltlos vertrauen zu können. Immer gab es Momente, in denen mich die Menschen enttäuschten. Ich hatte im Alter von ungefähr 22 Jahren zwei Erlebnisse, die mich noch stärker an die Schlechtigkeit der Menschen glauben ließ. Das eine Erlebnis hatte ich beim Bund, wo ich meinen Grundwehrdienst ableisten musste. Man wurde als Neuer in dem Stützpunkt von denjenigen, die schon einige Zeit beim Bund waren, wie ein Stück Scheiße behandelt. Bei der Verteilung der Betten bekamen die Neuen die beschissensten Lokalitäten. Bei der Wacheinteilung wurden die Neuen auf die übelsten Zeiten ( mitten in der Nacht ) gelegt. Angeredet wurde man von oben herab als roter Roller, roter Lutscher oder Rotarsch. Außerdem waren die Neuen permanent Zielscheibe übler Scherze, die oft unterhalb der Gürtellinie angesiedelt und wirklich nicht mehr lustig waren. Ich habe dieses Verhalten nie verstanden. Ich versuchte herauszufinden, warum die Protagonisten sich derart verhalten. Der einzige Grund hierfür lag in der Tatsache, dass sie als Neue ebenfalls so behandelt worden wären und ebenfalls darunter gelitten haben. Das habe ich erst recht nicht verstanden. Wenn ich mit einem Missstand konfrontiert werde, dann versuche ich doch nicht, andere Menschen ebenfalls diesem Missstand auszusetzen, sondern bin bestrebt, anderen nicht das Gleiche anzutun, was mir schon wehgetan hat. Aber das ist leider die Regel. Wie oft handeln die Menschen aus dem Bewusstsein, sich rechtens zu verhalten, weil sie aus dem Unrecht, was ihnen angetan wurde, die Legitimation ableiten, anderen Menschen ebenso unangemessen zu begegnen. Menschen, die andere zum Krüppel prügeln, weil sie von ihnen abgezogen wurden. Menschen, die Versicherungen bescheissen, weil andere das ebenso tun. Menschen, die ihre Arbeitskollegen mobben, weil ihnen gleiches widerfahren ist. Nein, das ist nicht meine Welt ! Das zweite Erlebnis hat mich noch stärker in dem Glauben bestärkt, dass die Menschen grundsätzlich schlecht sind und jeder seinen Preis hat, für den er seine Überzeugungen verraten würde. Ich bekam für ein Konzert der Gruppe BAP zwei Karten von einem Tischtenniskollegen zum Vorverkaufspreis von 15 DM. Ihm war etwas dazwischen gekommen und er wusste, dass ich gerne dorthin gegangen wäre. Zu dieser Zeit spielte BAP aus Überzeugung nur in ganz kleinen Hallen und die Karten waren ebenso begehrt wie schnell weg. Ich fuhr mit meiner damaligen Freundin zum Konzert und wurde vor der Halle schon von einer Traube Menschen angesprochen, ob ich Karten zu verkaufen hätte. Ich verneinte das und ging mit meiner Freundin rein. Dort wurden die Karten abgerissen und man bekam stattdessen einen Stempel auf die Hand, um jederzeit die Halle nach Verlassen wieder betreten zu können. Ich bekam meinen Stempel, aber sie vergaßen, meine Karte zu entwerten. Ich also raus zu den Jungs, die eine Karte haben wollten. Sie fingen sofort an, sich gegenseitig zu überbieten. 60, 80, 100 DM und mehr. Ich sagte ihnen, dass ich ich lediglich die 15 DM haben wollte, die ich selber für die Karte bezahlt habe. Ich wollte noch nicht einmal die Karte meiner Freundin so finanzieren. Da wäre ich mir schäbig vorgekommen. Ich kann doch nicht aus der Not anderer Kapital schlagen, da kann ich mich nicht mehr im Spiegel anschauen. Also suchte ich mir willkürlich einen von ihnen aus und gab ihm die Karte. Er gab mir 3 Fünfmarkstücke. Ich steckte sie in meine Hosentasche und ging wieder in die Halle. Dort ging ich zum Getränkestand und wollte mir den Fünfern zahlen. Da sah ich, dass es nur 2 Fünfer und ein Zweimarkstück war. Das hat mich umgehauen. Das also war der Dank für meine Fairness. Ich wollte keinen abziehen und bin stattdessen selber abgezogen worden. Ich war völlig durcheinander. Es war für mich klar, dass ich niemals so sein wollte wie diese Menschen. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich immer gefährdet war, übervorteilt zu werden. Daß ich einfach nicht hart genug für diese Art des Umgangs miteinander bin. Da ich nicht anders mit den Menschen umgehen wollte, blieb mir nur eine einzige Möglichkeit, mich vor dem Egoismus und Vorteilsdenken der anderen zu schützen. Ich ließ niemanden mehr an mich ran, schützte mich vor Verletzungen, indem ich mich isolierte. Im Laufe meines Lebens begegneten mir noch viele andere Beispiele von eigennützigem Denken, was mich weiter in meinen Ansichten bestärkte: Wenn mich jemand darum bat, ihm oder ihr etwas von meiner schon damals reichhaltigen Musikauswahl zu kopieren, dann habe ich das selbstverständlich kostenlos gemacht. Lediglich das Aufnahmemedium ( damals noch Musikkassetten ) habe ich mir stellen lassen. Bei anderen habe ich erlebt, dass sie sich sogar ihre „Arbeit“ bezahlen ließen. Und das sogar von Menschen, die sie Freund nannten. -
31.05.2002 -
Nun bin ich mit meinen Gedanken alleine. Sushi ist gerade wieder nach Hause gefahren und nun muß ich mich mit dem auseinandersetzen, was ich die ganzen letzten Tage vor mir hergeschoben habe: Morgen ist mein erster Arbeitstag und ich kann nicht sagen, daß es in mir ein euphorisches Gefühl auslöst. Nein, so langsam kriecht diese unbestimmte Furcht in mir hoch. Diese Angst vor dem Neuen, Ungewissen. Ich weiß einfach nicht, was mich erwartet und was von mir erwartet wird. Solche Situationen habe ich schon immer gehaßt. Wenn man sich so unendlich dumm vorkommt, weil man noch nichts von den Abläufen kennt, die für andere schon Routine sind. Es hängt wohl auch damit zusammen, daß man dadurch angreifbar wird, das verunsichert mich. Eigentlich ist es so wie immer in solchen Momenten: Ich werde die ersten Tage leiden wie ein Hund, aber mit jedem Tag, der vergeht, wird auch der Zustand der Unwissenheit relativiert und irgendwann macht mir der Gedanke an die Arbeit nichts mehr aus. Leider dauert es noch etwas bis zu diesem Zeitpunkt. Also werde ich mich wie gehabt nun gedanklich fertigmachen und einen Alptraum durchleben. Ach Mann, eigentlich wäre es schön, wenn jetzt Wochenende wäre........
01.06.2002 -
Nun bin ich schon eine Stunde wieder zu Hause und lasse meinen ersten Arbeitstag Revue passieren. Viel Zeit dazu habe ich nicht, denn in wenigen Minuten läuft Sushi mit den Kindern hier ein. Dann gehen wir zu "Kemnade in Flammen", einer jährlichen Veranstaltung hier in Bochum. Ursprünglich wollte ich nicht mit, aber nachdem ich einen wirklich hervorragenden Einstand beim Media Markt gefeiert habe, sprühe ich nur so vor Enthusiasmus und Unternehmungslust. Ja, das faßt im Grunde meine ersten Eindrücke und meine Stimmung zusammen. Die Panik nahm ich zwar mit, aber ich konnte sie heute auch dort lassen und denke, ich werde sie nicht mehr brauchen. Ich habe mir nun ein Bild machen können von dem, was auf mich zukommen wird und das ängstigt mich nicht. Selbst die minimale Einarbeitungszeit von 5 Tagen schreckt mich nun nicht mehr. Nein, die kochen nur mit Wasser und es geht dort recht locker zu. Das ist eigentlich das Positivste, was ich von dem heutigen Tag mitgenommen habe. Das Betriebsklima ist wirklich astrein. Ich komme ja aus einem Betrieb, in dem alles reglementiert wurde. Das ist bei Media Markt gänzlich anders. Man arbeitet dort stark mit dem Teamgeist und das bewirkt, daß man sich auf seinen Kollegen verlassen kann. So, nun kommt Sushi, ich muß Schluß machen. Fortsetzung folgt.........
02.06.2002 -
Zeit ! Etwas, das wieder Bedeutung für mich bekommen hat. So viele Monate, in denen ich der Herr der Zeit war. Nichts, was ich nicht hätte machen können. Nichts, wofür ich nicht die Zeit finden konnte. Sonntage waren mir verhaßt, weil die Geschäfte nicht offen sind, weil für mich jeder Tag ein Ruhetag war. Wenn ich eines im Überfluß hatte, dann war es Zeit. Sicher, ich war immer ein Mensch, der sich trotzdem gehetzt fühlte. Der ähnlich wie Momo eine Armee der grauen Herren durch die Welt streifen sah, die uns die Zeit stehlen. Der Tag hatte zwar 24 Stunden, aber das waren mir immer noch zu wenig..... Trotzdem hatte ich kein Gefühl mehr für die Zeit, empfand auch kein Glücksgefühl dabei, Zeit zu haben. Das hat sich von heute auf morgen geändert. Ich erlebe die wenige Zeit, die mir jetzt und zukünftig bleibt, als etwas Wertvolles, Kostbares. Ich werde auch künftig darunter leider, zu wenig Zeit zu haben. Aber dafür hat die Zeit, die Frei-
03.06.2002 -
Boh, das ist echt heftig. Heute morgen um 6 Uhr aufgestanden, um 7:15 saß ich im Auto, um 9 Uhr fing die Arbeit an und um 20 Uhr war Feierabend. Zu Hause war ich um 20:45. Das ist ja das Allerletzte. Morgen früh soll ich um 8 Uhr schon in Wuppertal sein, dort findet eine Besprechung der Abteilungsleiter statt. Das heißt, daß mein heutiger Tag eigentlich schon vorbei ist und der nächste Arbeitstag schon mit scharrenden Hufen vor der Tür steht. Das Beste daran ist, daß sich das in den nächsten 2 oder 3 Monaten nicht wesentlich ändern wird. Da haben sie mich auf meine alten Tage tatsächlich noch mal ans Arbeiten bekommen. Unglaublich. Die Arbeit selber ist recht übersichtlich. Mein positiver Eindruck vom Samstag hat sich heute eher noch verstärkt. Das sollte ich eigentlich trotz der lächerlichen Einarbeitungszeit von 5 Tagen gebacken bekommen. Na ja, und das ist aus meiner Sicht eigentlich das Wesentlichste. Alles andere werde ich schon irgendwie auf die Reihe bekommen. Aber gewöhnungsbedürftig ist das schon: Außer Arbeit eigentlich noch nichts gemacht und schon ist es 22 Uhr. Einen Blick in Pegas Forum, mit meinem Schatz telefonieren, ein paar Worte in mein Tagebuch, auf die eine oder andere Mail antworten -
04.06.2002 -
Heute war ich also in Wuppertal. Sollte ja ne Besprechung laufen. Bis 11 Uhr habe ich gewartet, aber einige der Leute kamen nicht, so daß das Ganze abgeblasen wurde. Toll, dafür bin ich schon um 5 Uhr in der Früh aufgestanden. Aber wenigstens habe ich dafür schon mal meinen künftigen Arbeitsplatz gesehen. Ich werde ja in einem anderen Lager eingearbeitet. Da wird noch jede Menge Arbeit auf mich zukommen.......noch ist das Ganze nicht fertiggestellt. Meine Güte, wenn ihr mich jetzt sehen könntet -
09.06.2002 -
Die ersten Auswirkungen der Arbeit auf mein Leben kann ich schon hier im Tagebuch ablesen. Der letzte Eintrag ist schon ein paar Tage her. Ich hasse das. Keine Zeit mehr für die Dinge zu haben, die mir einfach wichtig sind. Gerade habe ich mein vorerst letztes freies Wochenende gemeinsam mit meiner Maus verlebt. Ich habe die Sekunden, Minuten und Stunden in mich eingesogen. Und meine Gedanken kreisen um die nächsten Wochen. Daran, daß ich dann auf so viele Dinge verzichten muß. Schon jetzt vermisse ich die Abende in Funtasia, das Posten im Forum und meine Mailkontakte. Ich kann nur hoffen, daß ich in der Zeit meiner Abwesenheit nicht gänzlich vergessen werde.... Die Zeit meiner Einarbeitung ist nun vorbei, ab Montag beginnt die Einräumphase im neuen Markt. Bis zum 01.07. müssen alle Waren in den Laden gepumpt werden sein, koste es, was wolle. Die Arbeitszeiten sind von 08:00 bis 20:00 festgelegt worden, wobei die Endzeit eher noch nach oben verschoben wird. Und das täglich. Ich rechne mal damit, daß ich nicht vor Mitternacht zu Hause sein werde. Na ja, und dann morgens wieder früh los. Man hat uns als Ausgleich zwar in Aussicht gestellt, die Wochenenden freizuhalten, aber aus den Erfahrungen anderer Häuser ist das wohl nicht zu halten. Vielmehr wird auch der Samstag zum Regelarbeitstag in dieser Zeit erklärt und auch der Sonntag steht zur Disposition. Ich habe so etwas schon einmal mitgemacht, als mein früherer Arbeitgeber sein Zentrallager in Bochum installiert hatte und innerhalb weniger Wochen 16.000 qm Lagerfläche mit Ware gefüllt wurde. Da kam ich auch wochenlang auf eine tägliche Arbeitszeit von 13-
10.06.2002 -
Da komme ich also doch schneller zu meinem nächsten Eintrag, als ich es gestern befürchtet habe. Mein erster Tag in Wuppertal und es war ganz schön heftig. Pflichtbewußt bin ich um 05:00 Uhr aufgestanden und war eine Stunde vor Arbeitsbeginn dort. Das mache ich immer so. Ich kann einfach nicht auf den letzten Drücker zur Arbeit fahren und dann sofort in das Geschehen einsteigen. Ich sitze viel lieber noch ne Stunde im Auto, lese Zeitung und klopp mir ne Cola in den Schädel. Dabei rauche ich eine nach der anderen und bin froh, daß ich noch ne Schonfrist habe. So werde ich es auch morgen wieder machen. Heute hatte ich um 21:30 Feierabend und war um 22:05 zu Hause. Bis jetzt habe ich alles erledigt, was so anstand. Nun nehme ich mir die Zeit, noch ein paar Gedanken für mein Tagebuch zu formulieren. Klar, auch dieser Eintrag ist wieder von der Arbeit dominiert -
11.06.2002 -
Da war ich heute doch echt relativ früh wieder zu Hause. Wir haben „schon“ um 20:30 Uhr Feierabend gemacht. So hat man ja noch richtig was vom Tag, hihi. Klar, dass ich auch turnusmäßig in mein Gästebuch geschaut habe. Oh man, da war aber leider nur ein Eintrag von einem scheinbar gehirnamputierten und dazu noch feigen Penner drin. Ich habe ja nun wirklich nichts gegen Kritik, das schrieb ich ja auch auf meiner Startseite. Aber jemandem eine Plattform zu bieten, seinen geistigen Dünnschiß bei mir abzusondern – nee, das muß ja nun wirklich nicht sein. Also speziell für Dich, Du kleiner Analphabet ( nein, das hat nicht wirklich was mit Anal zu tun – obwohl ich in Deinem Falle nun nicht die Hand dafür ins Feuer legen würde ): Deine Mailadresse scheint das einzige zu sein, was Du mit Bedacht gewählt hast: „muell@muelltonne.de“ Ist bei Dir wohl so was wie Programm. Wenn Du Deinen Müll erstens etwas verständlicher und grammatikalisch richtiger formuliert und zweitens noch den Mut gehabt hättest, zu Deinem Blödsinn zu stehen, hätte ich Deinen Schwachsinn vielleicht ja noch im Gästebuch stehen lassen. Aber nachdem ich solch armselige und feige Schwachmaten wie Dich zum Glück im Chat nicht mehr ertragen muß, sollte auch das Gästebuch von Müll wie Dir entsorgt werden. Damit Du Dich zukünftig aber durch Dein unsägliches Geseiere nicht wieder blamierst und demaskierst, möchte ich Dir noch einen guten Rat mit auf den Weg geben: Es gibt da so ein Textverarbeitungsprogramm, das sich Word nennt. Schreibe doch künftige Satzfragmente einfach in so ein Dokument, dann wird es Dir Deine Rechtschreibfehler sofort anzeigen. Du kannst sie dann korrigieren, bevor Du Dein Gesamtkunstwerk auf die Menschheit loslässt. Aber sei nicht erschrocken darüber, wenn Dein Text plötzlich fast komplett in Rot erscheint. Das ist nur die Schriftfarbe, die das Textverarbeitungsprogramm Word benutzt, um Fehler zu markieren. Also, laß Dich nicht entmutigen und versuche es einfach noch einmal. Irgendwann wirst Du schon was Brauchbares zustande bringen. Ach, ich finde es doch immer wieder schön, sich mit einem intellektuell beschlagenen Freund aus dem Netz auseinander zu setzen. So etwas hält jung und hebt die Stimmung. ;-
16.06.2002 22:25 Uhr
Zeit für ein kleines Resümee. Die erste Woche richtiger Arbeit liegt hinter mir und ich habe eine Bilanz gezogen. Innerhalb von 5 Tagen habe ich 64 Stunden gearbeitet und wirklich nicht viel von der Zeit dazwischen gehabt. Erstaunlicherweise hatte ich dieses Wochenende frei. Ich habe es genossen. Aber die Zeit fliegt ja nur so davon. Wenn es doch auch mal innerhalb der Woche so wäre........Morgen beginnt dann wieder eine neue, stressige Woche. Ich bin froh, wenn die Einräumphase endlich abgeschlossen ist und der Alltag einkehrt. Ich rechne damit, daß es in ungefähr 6 Wochen so weit ist. Bis dahin muß ich es irgendwie hinter mich bringen. Ich finde es nach wie vor sehr betrüblich, daß meine Präsenz im Netz sich nun notgedrungen so reduziert hat. Ich würde schon sehr gerne mal wieder ausgiebig in Funtasia chatten. Irgendwie verliert man völlig den Kontakt zu den meisten Leuten. Wenn ich dann schon mal wie gerade nach Funtasia gehe, ist meistens keiner da. Schon erstaunlich, schließlich gehe ich immer zwischen 22 und 23 Uhr dorthin. Vor nicht allzu langer Zeit war das noch ne Uhrzeit, zu der echt was los war dort. Die beiden letzten Tage habe ich mit Sushi verbracht. Sie waren sehr schön, auch wenn wir in den Zeiten unseres Zusammenseins nicht viel auf die Beine stellen. Wir sind beide einfach nur froh, daß wir zusammen sein können. Das reicht uns völlig aus, um glücklich zu sein. Mir wird immer klarer, daß Sushi mittlerweile einen großen Platz in meinem Leben und meinem Herzen einnimmt. Sobald sie mich verläßt, steigt eine Unruhe in mir hoch. Dann hält es mich nicht mehr in der Wohnung, dann muß ich einfach raus. Wir haben dieses Wochenende darüber gesprochen, daß es für die nächsten Jahre eine gute Alternative sein könnte, wenn Sushi mit ihren Kindern nach Bochum zieht. Nicht zu mir -
22.06.2002 -
Nee, das Leben ist ein einziger Haufen Scheiße, wenn es nur noch aus Arbeit besteht. Es ist Wochenende, aber ich merke nichts davon. Heute durfte ich wieder brav antanzen und meine Stunden kloppen. Die meisten anderen Menschen ruhen sich jetzt aus und ich habe die Arschkarte gezogen. Wer zum Teufel hat überhaupt die Arbeit erfunden? Welchem Zweck dient sie? Ich dachte, die Sklaverei sei in unseren Breitengraden nicht mehr existent. Dabei gibt es doch so viele Menschen, die neben ihrem Job noch irgendwelche Nebenjobs machen. Wie halten die das nur aus? Bin ich so aus der Art geschlagen, dass mir das so schwer fällt? Dann besucht mich meine Freundin mit ihrem Sohn und ich kann noch nicht einmal das mehr genießen. Mein Herz lechzt nach Nähe, nach Zeit, nach Entscheidungsfreiheit. Ich fühle mich umzingelt – eingekesselt von den unerträglichen grauen Herren. Sie berauben mich meines wichtigsten Elixiers: Der Zeit. Ich bin zu Hause und alle 5 Minuten schaue ich auf die Uhr. Ängstlich – es könnten ja schon wieder in Windeseile die kostbaren Minuten verronnen sein, bis wieder ein Tag seinen unbefriedigenden Abschluß gefunden hat. Über allem, was ich mache schwebt das Damoklesschwert der Zeit. Die Uhr schlägt – alle. Ich kann sie mittlerweile hören, die Körner in der Sanduhr. Sie fallen und sie generieren eine fürchterliche Komposition. Das Wiegenlied des Schreckens. Sie – und nur sie – bestimmen nun mein Leben. Sie sagen mir, wofür mir Zeit bleibt. Sie treffen nun für mich die Entscheidung. Und das Schlimmste ist: Sie beherrschen mich wie die Gezeiten. Sind noch viele Körner in der Sanduhr, ist meine Stimmung gut. Neigen sie sich dem Ende zu, sinkt auch meine Stimmung. Ich werde gereizt und missmutig. Meine Frustrationstoleranz geht in den Keller. Das Fatale daran ist, dass die Menschen in meiner nächsten Umgebung immer mehr eine Art Ventilfunktion für mich darstellen. Sie erleben mich in meiner ganzen Wut und Ohnmacht, ohne dass sie ursächlich dafür wären. Ich werde ungerecht und verletzend. Darum brauche ich mehr denn je dieses Tagebuch. Hier wird mir während des Schreibens immer wieder bewusst, welche Eigendynamik meine Unzufriedenheit gewinnt. Das versetzt mich in die Lage, wieder ein Stück Objektivität zurück zu gewinnen. Das zerschlagene Porzellan wieder zu kitten. Ich frage mich nur manchmal, wie lange ich das alles noch so ertragen kann. Noch setze ich meine Hoffnungen darauf, dass sich die Situation irgendwann normalisieren wird. Es heißt ja so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber eben nur zuletzt, sie ist nicht unsterblich. Sollte es mal so weit kommen, bleibt mir nur ein Weg. Ich werde mir eine andere Arbeit suchen müssen. Es kann nicht sein, dass ich für die Arbeit alles andere vernachlässige oder zerstöre. Ich werde es nie so weit kommen lassen, dass ich meine Beziehung der Arbeit opfere. Ich denke an Lebensqualität. Ich denke daran, dass jeder Mensch in seinem Leben Prioritäten setzt. Die wenigsten können sicherlich meine Einstellung verstehen. Viele werden mich für einen Jammerlappen halten, empfinden eine solche Situation als nicht so dramatisch. Erst heute hatte ich ein längeres Gespräch mit dem Lagerleiter eines anderen Media-
28.07.2002 -
Es ist nun über einen Monat her, daß ich mir die Zeit nehmen konnte, etwas in mein Tagebuch zu schreiben. 5 Wochen, in denen viel passiert ist. Von der Arbeitsfront gibt es nichts wirklich Neues -
11.08.2002 -
Nun weile ich also wieder unter den Lebenden. Es normalisiert sich langsam alles: Die Arbeitszeiten und die sporadische Anwesenheit im Netz. Ich bin verdammt froh, daß ich fast wieder vom Alltag sprechen kann. Allerdings wird es nie mehr solch ein Alltag sein, wie ich ihn bisher kannte. Jedes zweite Wochenende arbeiten müssen, ist wirklich nicht der Bringer. Aber es gibt Schlimmeres -
09.09.2002 -
Das wurde ja auch mal wieder höchste Zeit. Wenn ich weiterhin pro Eintrag einen Monat verstreichen lasse, dann kann ich das Tagebuch auch gleich einstampfen. Aber im Grunde gibt dieses Buch Aufschluß über meine momentane Netzpräsenz. Ich bin sehr stark auf dem Rückzug. Am deutlichsten merke ich das an meiner Internetrechnung. Wenn ich früher locker schlappe 300 Märker alleine für das Netz zahlen durfte, so kommt heute vielleicht mal ein Zehntel davon zusammen. Und das liegt nun nicht mehr an der übermäßigen Beanspruchung durch die Arbeit. Nein, völlig unerwartet hat sich nun wirklich alles normalisiert. Ich habe eine 37,5 Stunden-
27.09.2002 -
Es ist Freitag abend und trotz der Aussicht, morgen arbeiten zu dürfen, habe ich einen tollen Tag gehabt. Es fing damit an, daß ich auf der Arbeit einige knifflige Fälle lösen konnte. Gegen Abend wurde es recht ruhig und ich konnte mal auf der Arbeit meine Mails abrufen. Ja, dann habe ich mich wirklich sehr gefreut. Ich fand eine sehr lange Mail von siser vor. Ich mag siser sehr gerne und habe lange nichts von ihr gehört. Na ja, ich mich hingesetzt und angefangen, ihr zurückzuschreiben. Ich war gerade mal eine halbe Stunde dabei und nahm mir vor, ihr die Rückmail heute noch zu schicken. Dabei bemerkte ich gar nicht, wie mein Chef in mein Büro kam. War eigentlich eine ziemlich komische Situation. Zwar habe ich mir nichts vorzuwerfen, weil oberste Priorität für mich immer die Erledigung des Tagesgeschäfts hat. Dabei bleibt regelmäßig meine Mittagspause auf der Strecke und die Uhrzeit spielt auch nie eine Rolle dabei. Trotzdem weiß man ja nicht, wie der Cheffe so eine Situation interpretiert. Also habe ich erst mal die Mail weggeklickt und wir haben uns ein wenig unterhalten. Erst über Dinge, die die Arbeit betreffen und dann nahm das Gespräch einen sehr persönlichen Verlauf. Das war wirklich klasse, weil ich das erste Mal den Menschen hinter dem Vorgesetzten sehen konnte. Das für mich faszinierende dabei war, daß dieser Mensch einstellungsmäßig nicht weit weg von mir ist. Ich hätte nicht gedacht, daß ich einen so menschlichen und aufrichtigen Chef habe. Ein wunderbarer Mensch. Vor allem sind seine Einstellungen weder populistisch noch zur Schau getragen, sondern wirklich echt. Sicher, er muß als Geschäftsführer eine gewisse Autorität und Härte an den Tag legen, aber er ist dennoch dabei Mensch geblieben. Er ist ein Jahr jünger als ich, kommt auch aus Bochum und läßt sich ähnlich wie ich nicht einer Schublade zuordnen. Ich mag solche Menschen. Mit meiner Privatmail hat er absolut keine Probleme, weil es ihn nicht interessiert, was die Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit machen, solange sie ihre Abteilung im Griff haben. Ich habe auch schon andere Vorgesetzte erlebt. Bei denen kann man sich den Arsch abarbeiten und beim geringsten Leerlauf muß man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man nicht permanent in Bewegung ist. Solche Leute züchten sich nur Blender heran, die beim Erscheinen des Vorgesetzten in hektischen Aktionismus verfallen. Mein jetziger Chef ist nicht so ein Typ. Er verfährt lieber nach dem Motto "Leben und leben lassen". Dabei verliert er trotzdem nicht an Autorität. Wie gesagt, so eine Form der Menschenführung finde ich klasse. Wir haben dann über eine Stunde gequatscht und leider hatte ich dann keine Zeit mehr, meine Mail an siser fertig zu stellen. Aber das macht nix, das werde ich dann morgen nachholen. Dieses Gespräch hat mich mit jeder Menge neuer Energie erfüllt -
03.11.2002-
Diesen Eintrag schreibe ich mit tränenden Augen und tränendem Herz. Nichts wird mehr so sein, wie es das letzte Jahr über war. Das Leben ist grausam, Entscheidungen sind grausam. Man erfährt Schmerzen und man erzeugt Schmerzen. In diesem Moment denke ich an einen wundervollen, lieben und liebenswerten Menschen, dem ich fürchterlich weh getan habe. Susi, verzeih mir, daß ich mich neu verliebt und gegen Dich entschieden habe. Für Dich solls rote Rosen regnen..........
05.01.2003-
Ich würde sicherlich wesentlich häufiger in mein Tagebuch schreiben, wenn es nicht so elendig zeitintensiv wäre, überhaupt erst einmal die zu formatierende Elemente zu erzeugen. Hat mich jetzt glatte 20 Minuten gekostet. Dieser nervige analoge Zugang ins Netz...Deshalb habe ich mich bereits im September für Kabelzugang angemeldet. Aber das sind ja ein paar Quarktaschen, die kriegen es echt nicht gebacken. Entweder permanent neu auftretende Probleme oder aber ganz einfach nur völlige Funkstille, bis ich mich dann mal wieder genervt telefonisch in Erinnerung rufe. Darauf hatte ich eigentlich auch meine Hoffnung gestützt, künftig mehr wieder hier präsent zu sein. Aber ich bin eigentlich noch guter Dinge, meine Leidensfähigkeit wieder sehr ausgeprägt, darum bleibe ich auch noch recht gelassen...... Es ist ein neues Jahr und langsam sollte ich wohl mal wieder die Feder spitzen und ein paar der Gedanken meines Kopfkinos zu virtuellem Papier bringen. Scheinbar gibt es noch die absolut Abgehärteten, die nach wie vor meinen manchmal recht konfusen Irrungen folgen. Pega, Wolfgang, Paula, Gigi, Dani, Klaus und allen anderen -